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Morgen (20.12.2016) erscheint „Amber – In den Fängen des Kartells“ als E-Book bei Amazon, das Taschenbuch folgt am 20. Januar 2017. Damit ihr nicht mehr ganz so lange warten müsst, könnt ihr hier schon mal das erste Kapitel des Romans lesen. Ich wünsche euch viel Spaß! 🙂
Kapitel 1
Als der Schlüssel zu Boden rauschte, wusste Amber, dass das Schicksal nicht auf ihrer Seite stand.
»Ich werde noch zu spät kommen!«, stieß sie aus, während sie nach ihrem Schlüsselbund griff, an dem gefühlt zwei Dutzend Schlüssel hingen. Sie hatte die Zeit völlig vergessen, als sie den Vormittag gemeinsam mit Josh verbrachte.
»Mach dich nicht verrückt. Es wird alles gut werden«, besänftigte Josh sie, der unterdessen auf der mickrigen Couch über seine Unterlagen gebeugt saß. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie ihn dort sah. Obwohl mindestens drei Blätter auf dem Boden lagen und seine Kladde beinahe hinunterzurutschen drohte, war es Amber ein Rätsel, wie er bei seinen vielen Kritzeleien überhaupt den Überblick behalten konnte.
»Wenn du das schaffst«, sie deutete auf sein Chaos, »dann werde ich das wohl auch irgendwie schaffen.«
»Eben.« Er sah sie mit seinen ruhigen braunen Augen an, während er versuchte, seinem Papierberg zu entkommen.
»Bleib ja sitzen!«, rief sie und stürmte mit ihrem Schlüsselbund, ihrer Jacke und der dürftig gepackten Handtasche auf ihn zu. Dabei stolperte sie beinahe über einen Karton, der mit altem Geschirr gefüllt war. Amber drückte Josh einen Kuss auf den Mund. Er nahm eine ihrer heraushängenden schwarzen Haarsträhnen in die Hand und strich sie ihr hinters Ohr. Sie wurde rot und lächelte ihn an. Am liebsten hätte sie sich jetzt zu ihm gesetzt, den gesamten Tag mit ihm verbracht, doch sie musste los. Es war höchste Zeit, und so entriss sie sich seinem Blick.
»Bis später«, rief sie und stürmte aus der Tür. Seine Antwort nahm sie kaum noch wahr, denn sie kam zu spät zu ihrer nächsten Schicht.
Sie eilte vorbei an den riesigen Hochhäusern, die neuerdings ihr Zuhause waren. Amber wusste, dass sie hier ein neues Leben anfangen konnte – gemeinsam mit Josh. Sie lächelte, als sie an ihn dachte, war so froh wie lange nicht mehr. Amber fühlte sich wie ein neuer Mensch, war endlich frei – da konnte ihr nicht einmal dieser stressige Job etwas anhaben.
Noch immer in Gedanken versunken hastete Amber über die Kreuzung, deren Ampel gerade auf Rot gewechselt war. Im Gehen band sie ihr langes Haar zu einem Dutt nach oben. Die Autos begannen zu hupen, doch sie lief weiter, mischte sich auf der anderen Straßenseite wieder unter die Leute. Die großen Menschenmengen machten ihr nichts aus. Ganz im Gegenteil, sie liebte die Anonymität der Großstadt. Niemand wusste über den anderen Bescheid, was ihr eindeutig in die Karten spielte. Hier würde sie es endlich schaffen, abzutauchen.